Ursprung

Auch in Deutschland gibt es nunmehr seit ein paar Jahren die extrem fanatischen Fans, welche sich selbst als Ultras bezeichnen. Die Anfänge der Ultras sind wohl irgendwo in Südamerika zu suchen und schwappten spätestens Ende 60er Jahre nach Südeuropa, vornehmlich erst nach Italien über. Inzwischen hat sich die Ultramanie über ganz Europa ausgebreitet, es finden sich sogenannte Ultra-Gruppierungen sowohl in Luxemburg als auch in der Ukraine. Mit Entstehen der Groundhopper-Szene (Groundhopper = Menschen, deren Hobby es ist, alle möglichen Fußballspiele in der ganzen Welt anzuschauen) Anfang der 90er Jahre kam auch langsam aber sicher die Begeisterung für Kurvenchoreographien (Choreographien sind in diesen Zusammenhang von Fans organisierte optische Aktionen, wie Pappen hochhalten, Blockfahnen oder auch organisiertes Werfen von Konfetti meist zu Beginn des Spiels, in der Fankurve) in die Köpfe von deutschen Fußballfans. Mitte der Neunziger gab es dann erste vereinzelte Choreographieversuche in deutschen Stadien zu bestaunen, es wurden erstmals Pappen oder auch Luftballons in deutschen Fanblöcken verteilt. In der Saison 1996/97 entstanden dann in Deutschland die ersten Fangruppen, die sich selbst als Ultras sahen, wie das Commando Cannstatt in Stuttgart oder die Ultras CCAA in Köln. Durch die nun immer öfter zu erblickenden organisierten Kurvenbilder in den Fanblöcken breitete sich der Ultra-Virus immer weiter aus. In Bremen war die Fanszene zu dieser Zeit ziemlich eingeschlafen. Auswärts waren oftmals nicht mehr als 15 mitgereiste Fans anzutreffen, geschönt wurde das Bild nur durch die immer mehr auftretenden Umland-Werderfans. Hoffnungsvoller Nachwuchs hatte es zu jener Zeit mehr als schwer, sich in den vorhandenen Fanstrukturen einen Namen zu machen. Dennoch gab es bereits beim Europacup-Spiel gegen Rotterdam einen ersten Choreographie-Versuch, auch wurden schon einmal organisiert Bengalfackeln gezündet. Bemerkenswert ist allerdings, dass beide Aktionen mehr oder minder von der Bremer Hooliganszene organisiert wurden.


Saison 1997/98

In der Sommerpause 97 kam dann einigen Leuten in den Sinn, dass sich auch in Bremen etwas zu tun hat. Also wurden alle offiziellen Fanclubs angeschrieben und zu einem Gründungstreffen einer zukünftigen Bremer Choreographie-Truppe eingeladen. Die Resonanz war zwar nicht überwältigend, aber immerhin fanden sich doch um die 25 Leute ein, welche begeistert von der Idee waren. In den nächsten Wochen wurde sich dann mehrmals getroffen, um die erste größere Choreographie in das Weserstadion zu bringen. Beim Verein wie auch beim Großteil der anderen Werderfans stieß der Zusammenschluss doch eher auf Skepsis, aber immerhin ließ man uns gewähren. Einer unserer Gründer plünderte eines seiner Sparbücher und so war genug Geld für eine erste Choreo vorhanden. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns beim Spezialversand für Choreoartikel, "T.I.F.O" in Italien, grünweiße Plastikbahnen zu bestellen. Der große Tag sollte dann beim Heimspiel gegen Leverkusen erfolgen. Früh am Morgen trafen sich dann etwa zwanzig hochmotivierte Werderfans, um die vorbereiteten Plastikbahnen auf jeweils ein Seil unten und oben zu ziehen. Allein unsere Vorbereitungen sorgten allenthalben schon für großes Aufsehen. Pünktlich zum Einlaufen unserer glorreichen Grünweißen erstrahlte der gesamte Unterrang der Ostkurve in hochgezogenen grünweißen Plastikstreifen.
Die Eastside war geboren. In dieser Gründungszeit war die Gruppe fast nur auf das Durchführen von Kurvenshows bedacht. Ob unser Name nun aus der Übersetzung des deutschen Wortes Ostkurve ins Englische herrührt oder aus dem Namen der damaligen Stammkneipe eines unserer Gründer, ist strittig, aber nehmen wir einfach mal an, dass es eine gesunde Mischung aus beidem war. Die Gründungsmannschaft setzte sich aus Mitgliedern der Fanclubs Green-White Devils, Pegasus, Diaboli Viridi, Psychos, SEK Fishtown sowie ein paar unorganisierten Werderfans zusammen. Hochmotiviert durch die äußerst positive Resonanz von allen Seiten wurde gleich wieder beim Heimspiel gegen Dortmund eine Kurvenshow aus den übriggebliebenen Resten der ersten Choreo durchgeführt. Bei diesem Spiel erblickte dann auch erstmals eine Zaunfahne mit der Aufschrift "Eastside" das Licht der Stadien, zusammen mit einem 40m langen Spruchband "Come on you boys in green". Unsere Motivation, Kurvenshows auf die Beine zu stellen, sollte bis heute nicht mehr so groß wie in dieser Anfangszeit sein. Es wurden zu fast jeden Heimspiel der Saison Choreographien von uns geboten. Highlights waren sicherlich die Kicks gegen Hamburg und K´lautern. Beim Nordderby war die ganze Kurve ein Meer voller grüner Luftballons und auf einen Schlag lag ein fantastischer Papierrollen- und Konfettiregen aus dem Oberrang in der Luft, dazu wurde per Spruchband unserem damaligen Fußballgott Harvard Flo gedacht. Beim Spiel gegen K´lautern erblickte der geneigte Werderfan nicht nur ein Ganzkurvenspruchband "Unsere Herzen schlagen Grün und Weiß", nein, die ganze Kurve hielt grüne Pappen mit einem weißen Herz drauf hoch. Aber noch mal zurück zu den Papierrollen, über Kontakte kamen wir damals an leere Etikettenrollen einer Firma ran. Diese waren leider viel zu groß, um sie in eins zu werfen. So wurden die Rollen von uns in mühsamer Arbeit neu aufgerollt und in brauchbare Stücke getrennt. So mancher von uns bekam durch diese mühevolle Arbeit doch eine blutige Hand. Auch gab es die erste Riesenschwenkfahne (5m x 4m) neuer Machart beim Heimspiel gegen Schalke zu bewundern, zwar war sie damals eine Fahne des Fanclubs Pegasus, aber entstanden ist sie im Rahmen der Eastside. Auch Auswärts gab es erste Choreos von uns in dieser Saison zu sehen. So wurden nach Duisburg und Bochum zwei Sponsorblockfahnen mitgeschleppt und in Leverkusen erstrahlte der Block in Grün-Weißen Luftballons. Damals gab es bei uns noch ziemlich unkritisches Verhältnis zum Kommerz in der Kurve, so war es halt kein Problem für uns, besagte Sponsorblockfahnen hochzuziehen( Die Becks-Blockfahne wurde von uns sogar erst in der Saison 2003/04 aus dem Verkehr gezogen, jedoch nur, weil in Bremen eben eine besondere Verbindung zu Becks besteht), Choreos von Sponsoren zahlen zu lassen oder auch beim Verein um Geld für unsere Choreos nachzufragen. All das ist in den Anfangsjahren gelaufen, aber nicht in dem großen Maße, wie es uns angelastet wurde: abhängig oder von Sponsoren käuflich waren wir nie. In diesen Zusammenhang muss leider noch ein besonders unrühmliches Kapitel erwähnt werden. Von Vereinsseite wurde an uns herangetragen, dass sie die schwarz-orange Zaunfahne "Platfots" der Rostocker aufgrund des damaligen Werdersponsors mit schwarz-orangen Firmenfarben sehr interessant halten würden. Ein, zwei übermotivierte Mitglieder meinten daraufhin, dass es uns gutstehen würde, ebenfalls eine Zaunfahne in denselben Farben zu haben. Also wurde eine entsprechende Fahne trotz Widerstands anderer Mitglieder gemalt. Und leider hing diese Schande dann einige Male zu oft. Aber gerade auswärts ließ unsere Präsenz doch sehr zu wünschen übrig, bei einigen Spielen waren nur 1-2 Eastside-Mitglieder anwesend. So waren u.a. auch beim in Oldenburg ausgetragenen Ui-Cup Heimspiel gegen Inkaras Kaunas in der Saison 98/99 gerade mal drei Mitglieder anwesend. Als großer Vorteil für uns erwies sich der vom Fanprojekt Bremen verwaltete Ostkurvensaal für Fans, in dem wir unsere Choreos vorbereiten und ein kleines Lager bekommen konnten. Der Saal dient bis heute als geliebte Basis all unserer Aktivitäten. Im Gegensatz zu fast allen anderen Gruppierungen der damaligen Zeit legten wir von Anfang großen Wert auf eine vernünftige, beidseitige Zusammenarbeit mit unseren Verein. Gerade im ersten Jahr unseres Bestehens gab es einige Anerkennung seitens des Vereins. So wurden die Mitglieder von uns, welche unsere Elf am Bremer Flughafen nach einem riesigen Debakel bei einem Freundschaftsturnier auf Teneriffa ( zwei hohe zu Null Niederlagen!) aufmunternd empfingen, nach dem nächsten Werder-Heimspiel in die VIP-Logen eingeladen. Oder zum Saisonbeginn 98/99 wurden wir zur offiziellen Saisoneröffnung für Sponsoren des Vereins eingeladen, für einige Eastside-Mitglieder endete das in einem derart großen Trinkgelage, so dass das Freundschaftsspiel bei Kickers Emden am folgenden Tag nicht mehr beehrt werden konnte. Aber wie schon vorhin angeschnitten gab es vom Verein auch kleinere Geldbeträge für unsere Kurvenshows (im Rahmen von damals 500 DM, die es zweimal gab). Als sich eines Tages unser Trainer Wolfgang Sidka in den Saal verirrte, entwickelte sich mit ihm ein längeres Gespräch, bis er zum Training musste. Doch nach dem Training kam überraschenderweise Frank Rost zu uns in den Ostkurvensaal und überreichte uns in seiner Funktion als Wart der Mannschaftskasse Geld für weitere Choreos. Finanziert haben wir uns in der Anfangszeit aber auch durch den Verkauf von Groupwear (in der ersten Saison gab es bereits zwei Schals, ein Poloshirt und ein Rugbyshirt von uns) und Fotos, sowie ersten gruppenorganisierten Busfahrten.


Saison 1998/99

Mit Beginn der neuen Saison wurden erstmalig bei uns feste Mitgliederstrukturen eingeführt, d.h. es wurde ein jährlicher Mitgliedsbeitrag erhoben. Damit wollten wir uns weg vom Pseudoelitären-Club, hin zur Gruppe für die Kurve öffnen. Allerdings mussten die Aktivposten der Gruppe in den ersten beiden Jahren keinen Mitgliedsbeitrag zahlen. So vergrößerte sich die Gruppe von nach einem Jahr 20 übriggebliebenen Mitgliedern auf etwa 60 Eastside-Unterstützer plus etwa 15 Fanclubs, die als solche Mitglied werden konnten. Durch die erfolgreiche UEFA-Cup Qualifikation über die Hintertür UI-Cup und dem Erstrunden-Sieg gegen Brann Bergen kamen wir in den Genuss, gegen Olympique Marseille spielen zu dürfen. Nicht nur, dass wir von der Unterstützung der Marseillefans völlig begeistert und fanatisiert waren (von so manchem ist seit jenen Tagen Marseille der zweite Verein nach dem SV Werder). Gerade auch der Eastside-Bus zum Spiel nach Marseille sollte für unsere im Entstehen befindliche Szene von entscheidender Bedeutung sein, denn an Bord lernten sich viele junge Leute kennen, die in der nächsten Zeit das Rückgrat der Eastside bilden sollten. Namentlich fuhren erstmals Leute wie die Harzer Boys, Inferno Bremen und auch die Green-White Boys zusammen in die Ferne. Absoluter Kult ist seit jener Tour auch der Film "James Blond vs. Electropussy", der, leider nicht einmal ganz gesehen, auf ominöse Art verschwand. Bis heute sind wir verzweifelt auf der Suche nach diesem Film, da das Finale uns allen doch sehr schleierhaft geblieben ist. Zu dieser Zeit erhielten auch die ersten Doppelhalter (= Fahnen die nicht geschwenkt werden, sondern an zwei Stöckern hochgehalten werden) Einzug in die grünweiße Fangemeinde. Die nächste größere Anzahl an großen Schwenkfahnen ward inzwischen auch schon angeschafft. Geprägt wurde die Saison 1998/99 von zwei Höhepunkten, einmal natürlich dem hundertjährigen Bestehen unseres Vereins und andererseits vollzog sich während der Saison der erste größere Austausch unsere Mitglieder. Im Laufe der Saison brachten sich die Fanclubs, die sich auf der Marseille-Tour kennen gelernt hatten (dazu ein paar andere, wie die Müdener Jungs, Fanatics, Rude Boys und System Steinlah), angezogen durch unsere optische Präsentation und dem Aufkommen einer eigenen Ultraszenen-Identität immer mehr in die Gruppe ein und gegen Ende der Saison war die Stammbesatzung bis auf wenige Ausnahmen komplett ausgetauscht, da sich viele Gründungsmitglieder leider aus verschiedensten Gründen zurückzogen. Highlight waren aber zweifelsohne auch die Feierlichkeiten zum Hundersten Geburtstag des SV Werder Bremen. Neben den einzelnen Vereinsabteilungen stellte der SV Werder auch den Fans einen Etat für ihre Festivitäten zu Ehren des Vereins zur Verfügung. Neben der Choreographie zum Nordderby mit tausenden Fähnchen in der Kurve, nutzten wir unseren Anteil dazu, zum ersten und leider bislang auch einzigen Mal eine erlaubte Fackelaktion durchzuführen. So wurden zum Heimspiel gegen den VfL Bochum 100 Fackeln auf dem heiligen Rasen gezündet. Der Tag bleibt wohl ewig in unser aller Gedächtnis verankert. Dann riefen wir zum Auswärtsspiel auf Gelsenkirchen-Buer zu einer ersten Motto-Fahrt auf. Kleidung wie vor hundert Jahren war angesagt. Stilecht liefen dann zwar recht wenige auf, aber der Wille war bei vielen deutlich zu erkennen. Eine abgeschwächte Tour fand dann nochmals zum Spiel in Leverkusen statt, diesmal wollten wir aber mehr einen auf vornehm machen und zum Spiel in Stuttgart folgte dann der absolute Glanzpunkt aller Mottotouren: "Unser Hawaii liegt am Neckar". So oder so ähnlich hieß es und ca. 50 Kaputte plus dutzende possierliche Gummitierchen verwandelten das Gottlieb-Daimler Stadion in eine Strandlandschaft, nur der Sand fehlte. Aber dennoch wurde während des Spiels ausgiebig Beachball und sonstigem Schabernack gefrönt. Eine Problematik, die uns über all die Jahre verfolgen sollte, ist das leidige Thema Pyromanie. In ganz Deutschland definierten sich gerade in der Anfangszeit die einzelnen Ultragruppierungen über das Zünden von Pyrotechnik. Da wir uns aber eigentlich als reine Choreo-Truppe zusammenfanden, war ein von der Gruppe organisiertes Zündeln nie so das Thema. Es wurde zwar gerade in der Anfangszeit auch aus der Gruppe heraus öfter mal Pyrotechnik zum Einsatz gebracht, aber spätestens seit der Saison 98/99 wirkten wir mit großem Erfolg daraufhin, dass bei Heimspielen keine Pyrotechnik mehr gezündet wird. Leider wirkt gerade dieser Einsatz unsererseits heutzutage auf Verein und Sicherheitsdienst eher misstrauisch, denn vertrauensbildend. Inzwischen wird von uns inzwischen erwartet, auch bei Auswärtsspielen dafür zu sorgen, dass keine Pyrotechnik zum Vorschein kommt. Aber der kleine Unterschied ist: Bei Heimspielen kriegen wir alles erlaubt, auswärts mehr verboten als sonst irgendwas. Komischerweise brennt es aber auch bei unseren Auswärtschoreos nicht. Doch zurück in die Saison 98/99, auch in jener wurden mehrere optische Highlights gesetzt, wir z.B. der mehrfache Einsatz von Wunderkerzen in der Ostkurve oder die Pappenchoreo zum Bayernheimspiel, bei selbigen Spiel erblickte auch erstmalig unsere immer noch aktuelle Zaunfahne das Scheinwerferlicht eines Stadions. Spielte unsere Elf in der Liga doch nicht gerade berauschend, so sollte im DFB-Pokal überraschenderweise das Finale erreicht werden. Unvergessen auf dem Weg nach Berlin sollte das Halbfinale in Wolfsburg werden. Aus dem Gästeblock drang eine für damalige Verhältnisse einmalige Stimmung, der ganze Block bebte und als Krönung winkte das Cupfinale. Auf nach Berlin hieß es dann für Unmassen von Werder-Fans, zumal dort auch noch der FC Bayern uns erwarten sollte. Aufgrund von eigener Unfähigkeit misslang unser Intro völlig, aber was macht das schon, wenn man die Bayern im Pokalfinale besiegen kann. Irgendwann, irgendwie, irgendwo in dieser Zeit gingen wir auch Online. Mit der Onlinestellung unserer Homepage, kamen auf einmal ganz neue Probleme auf uns zu. Lernen, wie wir mit irgendwelchen Netz-Ultras/Fans umgeht, sollte sich doch nicht gerade leicht für uns darstellen. Aber letztlich konnten wir diesen Prozess vernünftig entgegentreten. Besonderes Lob muss hier einmal unserem Webmaster der ersten Jahre gelten, welcher über Jahre hinweg engagiert und innovativ unsere Homepage ständig verbessert hat. Dadurch, dass es uns gelang, die aufstrebenden Leute der Kurve sich für die Ultramentalität und die Eastside zu interessieren, kamen wir langsam aber sehr sicher weg von der reinen Choreogruppe, hin zur ultraorientierten Gruppierung. Erstmals sollten wir uns mit dem Begriff Support auseinandersetzen, da die Stimmung in der Kurve damals auch nicht gerade einem Hexenkessel glich. Noch blieb es aber bei ersten Ansätzen....


Saison 1999/2000

Schon in der Vorbereitung auf die kommende Saison sollte uns ein wahrer Höhepunkt erwarten. Rapid Wien hatte Werder zu seinem Hundert Jahre-Turnier eingeladen. Mit AS Rom und Botafogo wurde in Wien ein tolles Turnier geboten und dazu gab es auch noch ein würdiges Rahmenprogramm. Wir anwesenden Werder-Fans hätten uns so was ähnliches auch in Bremen erhofft, aber leider... Hauptbeschäftigung für die Sommerzeit war aber das Erstellen von neuen Doppelhaltern, da unsere erste Kollektion dämlicherweise in den Weiten der Bahnstrecke Duisburg - Bremen verschollen ging. Aber die damals geschaffenen Werke bilden noch heute den Grundstock unseres Doppelhalterbestandes. Da zu dieser Zeit viele Partizipanten unseres Ultra-Daseins nebenbei dem Groundhoppen frönten, entstanden unter den einzelnen Gruppen der verschiedenen Vereine immer bessere Kontakte, zu der Zeit konnte eigentlich bis auf die großen Hass-Rivalitäten jeder mit jeden auskommen. Eine wichtige Rolle spielte hierbei wohl der Tausch von Collagen der jeweiligen Aktionen mit Leuten anderer Vereine. Diesem Hobby gingen sehr viele Ultras nach, war es doch ein hervorragendes Mittel, in Kontakt mit Streitern anderer Gruppen zu gelangen. Doch mit der Zeit nahm die Collagentauscherei bei vielen Leuten so überhand, dass viele Leute einfach nichts anderes mehr taten und so am Sinn des Ultra-Seins völlig vorbeiflogen. Für uns als Gruppe bedeutete die Saison 99/00 eine zunehmende Festigung der Szene. Viele Leute, die letzte Saison gerade zu uns gestoßen waren, lernten sich besser kennen und viele neue Freundschaften innerhalb der Eastside entstanden. Hervorgehoben wurde dies durch das kurzzeitige Entstehen neuer Crews wie den Hanseatic Boys, Sez.B.A.S. oder unser ersten weiblichen Sektion, den Green-White Witches. Doch auch die bereits vorhandenen Kreise steckten weiterhin voller Tatendrang. Besonders hervorzuheben sind die Rude Boys, die im Rahmen der Eastside Choreographien mit zuvor nie gesehenem Schwierigkeitsgrad herbeizauberten. So das erstmalige Auslegen von Buchstaben mit Pappen im Oberrang der Ostkurve (so wurde ein "H B" gegen 1860 erzeugt) oder die im großen Stil zusammengeklebten Plastikstreifen, welche eine große Deutschland- und Bremen-Fahne plus grünen Kreuz hochgezogen zum Vorschein brachten. Aber auch die System Steinlah-Crew brachte Wahnsinniges fertig und malte bei sich zuhause eine verdammt große Blockfahne mit ihrem Wappen darauf. Auch die Away-Supporter Szene erlebte einen ersten kleinen Aufschwung, so fuhren doch einige Eastside-Busse mehr als noch im Jahr zuvor. Besonders in Erinnerung wird allen wohl der Bus zum Spiel bei Hertha bleiben, welcher zumindest auf der Rückfahrt zur Disco umfunktioniert wurde und selbst die Anti-Charts Crew völlig hemmungslos durchdrehte. Auch die Geschichte unserer Cupfighters ging weiter, im DFB-Pokal kam es wie auch schon im letzten Jahr zum Finale gegen die roten Münchner. Nur das Ergebnis für uns konnten wir leider nicht wiederholen. Der Weg ins Finale verlief doch eher unspektakulär, nur beim Halbfinale im Weserstadion gegen die Stuttgarter Kickers gab es pure Stimmung zu erleben. Eingeleitet wurde das Spiel mit erstmals quer reingegebenen Plastikfolienbahnen und der aus sieben Bahnen zusammengesetzten Werder-Raute. Aber auch international durften wir mehr als überzeugen. Schon das Erstrundenspiel bei Viking Stavanger bleibt unvergessen. Ein ES-Bus mit ca. dreißig Werderfreaks sollte ein nettes Trinkgelage in der Fankneipe von Stavanger, ein eher mäßiges Werderspiel und zwei lustige Fährüberfahrten erleben. Gerade auf der Passage zurück mussten einige alles geben, um nicht Opfer der rauen See zu werden. In der nächsten Runde wartete dann mit Olympique Lyon ein noch interessanterer Gegner auf uns. Und siehe da, zwei volle Eastside-Busse machten sich des Weges. Im Stadion gab jeder alles und ein fantastischer Support erklang aus unseren Kehlen. Nur unsere elf Mannen auf dem Platz schien es nicht zu interessieren, weigerten sie sich doch glatt nach dem Spiel zum Block zu kommen. So nicht! Also blieben wir einfach im Block und schrieen munter weiter nach der Mannschaft, bis nach einer halben Stunde dann als Alibi zwei-drei Ersatzspieler zu uns geschickt wurden. Es sollte dann aber noch besser kommen mit dem AC Parma. Wieder zwei Busse voller Werder-Enthusiasten plus ein paar unterwegs aufgelesenen Essener Freunden machten sich auf gen Süden. Durch den vom Verein eingesetzten Tagesflieger (ausnahmsweise mal bezahlbar!!!!) fanden auch noch genug weitere Leute den Weg in die Emilia Romagna. Unser Glanzpappenintro wurde noch durch einige Feuerchen unterstützt. Aber wie auch in Lyon war unser Support vom Feinsten. Was in der Liga kaum machbar war, geschah dort umso mehr. Nur die spärlich anwesende einheimische Zuschauerschar enttäuschte doch sehr, da ist selbst bei uns noch mehr los. Das Rückspiel in Bremen erlebte dann auch als Premiere eine Pappenchoreo in beiden Kurven, wobei wir traditioneller Weise die Ostkurve bestückten, während die Jungs von Weserpower Cuxhaven sich in der Westkurve versuchten. Nach erfolgreichem Weiterkommen wartete das nächste europäische Spitzenteam mit Arsenal London auf uns. Da nur sechs Tage zwischen dem Parma-Rückspiel und dem Hinspiel bei Arsenal lagen, war es wohl mehr als sensationell, dass allein wir fünf volle Busse gen London bewegen konnten. Nur waren die Busse mit allen möglichen Leuten besetzt, nur nicht mit Eastside-Mitgliedern. Gerade mal 20 Mitglieder durften London sehen. Waren wir in Sachen Stimmung von den Engländern mehr als enttäuscht, so mussten wir leider erkennen, dass Werder der damaligen Arsenal-Elf hoffnungslos unterlegen war. Beim Rückspiel konnten wir dann wenigstens noch mal durch eine Beidkurven-Choreographie glänzen.